Jetzt so auf der Zielgeraden drei willkürliche Erkenntnisse:
#1 – Du kannst als Fußgänger immer diese sechsspurige, dicht befahrene Straße überqueren. Wichtig: im kontrollierten Tempo voranschreiten, berechenbar sein, nicht unerwartet vor- oder zurückspringen! Die Autofahrer und Motorradfahrer werden mit 70 km/h an dir vorbeirasen und dabei immer einen Mindestabstand von 4 Millimeter halten. Es funktioniert! (Also meistens, denn irgendwas muss Iran ja zur Nation mit den statistisch meisten Verkehrstoten gemacht haben.)
#2 – Gerade im vegetarischen Bereich sind Chips in weiten Teilen der Welt als wichtige Zutat unterschätzt! Nachdem ich heute wieder ein leckeres Sandwich mit Salat, Gemüse, Kräutern und besagten knusprigen Chips hatte, kann ich sagen: ja, wieso nicht… Gerne gibt es auch Chips mit Gemüse und Käse überbacken. Hatte ich schon zweimal, das eine mal stand allerdings tatsächlich ‚Cheese Fries‘ auf der Karte.
#3 – Der Respekt und die Höflichkeit gegenüber älteren hat hier höchsten Stellenwert. In öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es geradezu einen Wettbewerb, wer als erstes seinen Platz für jemand älteres räumt. Da kann man dann slapstickartige Szenen beobachten: ein aufmerksamer 50jähriger steht für einen zugestiegenen 60jährigen auf. In dem Moment bemerkt der 40jährige Sitznachbar, der in ein Gespräch vertieft war, was passiert ist, und springt für den 50jährigen auf. Der daneben sitzende 30jährige war mit seinen Handy beschäftigt, bemerkt aber in diesem Moment, dass ein älterer statt ihm seinen Platz geräumt hat… Diese Schmach kann er nicht auf sich sitzen lassen und springt für den 40jährigen auf. Da jeder der Herren aus Prinzip erstmal das Angebot ablehnt (das gehört hier zur Etikette), stehen kurz mal alle gleichzeitig. Meist sortiert sich das aber gut und am Ende sitzen wieder alle ältergemäß. Wahrscheinlich musste der jüngste eh aussteigen oder so.
Heute Bilder von meinem zweiten Teheran Besuch:
– Der Azadi-Turm, sogar mit einem Foto von mir, was ich ja sonst vermeide…
– Kein Foto vom beeindruckenden ‚Museum der Heiligen Verteidigung‘. Es ist dem Irakkrieg gewidmet (80-88). Der Krieg spielt in der jüngsten iranischen Geschichte verständlicherweise eine große Rolle. Viele haben Familienangehörige, die im Krieg (als der Iran von Saddam Hussein angegriffen wurde) ums Leben kamen. Soweit kann ich das absolut nachvollziehen. Wenn aber so ein Museum auch dazu benutzt wird, jeden im Krieg Gefallenen zum Märtyrer zu machen, der jetzt mit den anderen besten Männern bei Gott sitzt, sowie die nächste Generation auf die Erzfeinde einzuschwören (eigentlich grundsätzlich die USA – aber die haben sich das auch bei jeder Gelegenheit erarbeitet – plus Israel und Saudi-Arabien), dann finde ich das als friedliebender Mensch nicht wirklich geil.
– Ein Café, das Freddie abfeiert und dessen WLAN einen würdigen Namen hat.
– Faloudeh, eine lokale Dessert-Spezialität, die ich bisher nicht probiert hatte. In meinem Reiseführer wurde das mit „erfrischendes Glasnudel-Sorbet“ erklärt. Ich: „Quatsch, wird schon was anderes sein.“ Die Realität: Glasnudel-Sorbet. Aber zwei Löffel habe ich davon anstandshalber gegessen. (Zum nachmachen für Zuhause: Glasnudeln kochen, abkühlen lassen, halbe Stunde in den Gefrierschrank… Hmm, lecker!)