Spätestens als ich erfahren habe, dass Iran 146 Gipfel über 4000 Meter hat, war für mich klar, dass ich auf einen von denen unbedingt rauf will. Der Plan wurde dann zum running gag meines Trips, weil es sich, obwohl eigentlich zu Beginn schon geplant, wegen Planänderungen, mangelnder Fitness oder sonstwas, immer wieder nicht ergeben hat.
Deswegen ging der Rückweg Richtung Norden über das Dena-Massiv im Zagros-Gebirge. Alleine dort sind mehr als 40 der besagten 4000er zu finden.
Die Gegend um Yasuj und der wundervolle Ort Sisakht fehlen komplett in Reiseführern wie zum Beispiel dem Lonely Planet, zudem ist Off-Season dort. Dementsprechend exklusiv kam ich mir vor. Nach zwei Stunden kannte mich die ganze Stadt! Abermals viele Fotos mit Familien und wie immer nur superfreundliche Begegnungen.
Sisakht liegt auf gut 2200 Meter und mit der entsprechenden Vegetation und vor allem dem beeindruckenden Dena im Hintergrund eine wunderbare Basis für Wanderungen und alles outdoor. Meine ersten Stunden verbrachte ich mit Recherche, wer mich wann und wie zum Beginn der Route bringen kann und wieder abholen. Daher Dank an die versammelte lokale Taxi-Gilde… Das mit Händen und Füßen verständigen wurde ja inzwischen durch Google translate ersetzt. Trotzdem dauert das, wenn man Missverständnissen vorbeugen will.
Später hat mich im Supermarkt noch Moein angesprochen (zu ihm später mehr), er blieb in den drei Tagen meine einzige Bekanntschaft, die Englisch konnte. Da er selbst schon Touren auf den Berg geleitet hat, konnte er mir noch ein paar wertvolle Tipps geben.
Und dann ging es am nächsten Morgen um 6 Uhr los: was soll ich noch sagen… Es war die perfekte Tour! Ursprünglich wollte ich ja nicht alleine an den Berg, aber letztlich lief alles ganz einfach… Das Wetter war ideal, die Route gut zu finden (die hatte ich vorher schon in meine Geo-Tracking-App eingelesen), und fast den ganzen Tag keine Menschenseele.
Fast deshalb, weil ich ca. 500 Meter vor Ende der Tour eine iranische Bergsteiger-Gruppe überholt habe, die das ganze als Zweitagestrip mit Übernachtung in der Schutzhütte gemacht hatte. Das war dann auch mein „Star-Moment“, weil ich, als die von meiner Tour gehört haben, Szenenapplaus bekam. Sowie: ein in perfekter deutscher Betonung und als Gruppe perfekt synchron gerufenes „HIP HIP HURRA“! Ich war so verblüfft, am Berg von einem Dutzend Iranern ein „Hip Hip Hurra“ zu hören, das werde ich auf jeden Fall als besonderes Highlight in Erinnerung behalten!
Über unerwartetes freut man sich bestenfalls sowieso und deshalb umso schöner, dass ich es auf den Gipfel des Hozgol auf 4300 Metern geschafft habe, obwohl ich mir fest vorgenommen hatte (alleine um Enttäuschung vorzubeugen), aufgrund mangelnder Fitness vorher schon Kehrt zu machen. Aber wenn sich 130 Höhenmeter unter dem Gipfel plötzlich die Wolken verziehen und die Sonne drauf scheint… Wer kann da schon nein sagen?! (OK, als ich dann am Gipfel war, war ich wieder in einer leichten Suppe, aber egal.)
Also, lange Rede kurzer Sinn: super Tour!
Ich bin an allen drei Tagen in Sisakht mit Moein unterwegs gewesen (mindestens zum Abendessen und so). Super angenehmer Typ, der selbst als Guide arbeitet (nicht nur am Berg, auch für ganz Iran). Er war zwar nicht als mein Guide mit mir unterwegs, sondern privat, aber ich bin mir sicher, dass er das mit Herzblut und Verstand (und sowieso herzlich) macht. Wer also mal einen Guide im Iran braucht: ich gebe seinen Kontakt gerne weiter!
Außer viel Berg auch auf den Fotos:
Meine fast unmöblierte 80qm Wohnung nur für mich. Ich habe die Matratze dann ins Wohnzimmer gelegt…
Auf einem der Fotos habe ich die iranische Wandergruppe versteckt. Wer sie findet, bekommt ein Fleißbildchen!
Erklärung zum Gipfel: die Tafeln erinnern an das Flugzeugunglück im Februar diesen Jahres, als eine Linienmaschine am Berg verunglückt ist.