Was 100000 Leute im Jahr gut finden, kann ja nicht schlecht sein, oder?
Zeit für mich, die beliebteste Tageswanderung Neuseelands, das Tongariro Alpine Crossing, zu machen!
Ich habe das früheste Shuttle (mit dem eigenen Auto den Berg anfahren ist nicht erwünscht) gebucht und so bin ich bereits 5.15 Uhr, eine gute Stunde vor Sonnenaufgang, in der Spur. Offensichtlich habe ich mich ans Wandern gewöhnt, denn ohne mich zu beeilen bin ich bald meinen Shuttle-Mitfahrern voraus, lerne aber einen sehr netten Ami kennen, der in der Nacht von einer Hütte aus gestartet war. Gemeinsam freuen wir uns über die Morgendämmerung, bis wir im Sattel zwischen Mt. Tongariro und Mt. Ngauruho getrennte Wege gehen – ich will vielleicht auf den Mt. Tongariro, er auf den schwierigeren Mt. Ngauruho, der inzwischen auch als „Mt. Doom“ bekannt ist. Bzw. auf deutsch „Schicksalsberg“… Er diente dem „Herr der Ringe“-Regisseur als Vorlage für die visuelle Umsetzung. Der Berg sieht aber auch aus wie der perfekte Bilderbuch-Vulkan! Eine wahnsinnige Präsenz, man kann den Blick kaum davon lösen.
Bereits nach nur zwei Stunden könnte ich „Erster“ schreien… Es hört nur niemand, ich bin ja alleine am höchsten Punkt und der Mitte der Wanderung… Viel zu früh, die Sonne steht noch zu tief für gutes Licht.
Also gehe ich nochmal etwas zurück und zum Gipfel des Mt. Tongariro. Herrliche weitere zwei Stunden bin ich alleine dort, mache „Mittagspause“ (um kurz nach 8) mit Blick auf Mt. Ngauruho und Mt. Ruapehu.
Dann kehre ich zur Hauptstrecke (die insgesamt 20 km lang ist) zurück. Hier sehe ich nun das Elend des Wander-Massentourismus, an dem ich mit schuld bin: eine gefühlt ununterbrochene Menschenschlange schiebt sich über den Red Crater. Gut, dass ich mehr als zwei Stunden vorher schonmal hier war…
Zufällig treffe ich den Ami wieder und lerne dabei noch zwei Deutsche kennen, beides Franken, sie aus Volkach (für die nicht-Franken: das ist quasi direkt bei Würzburg). Zusammen quatschen wir zwei Stunden und setzen uns zur nächsten Pause an den Blue Lake.
Als ich danach mit dem Abstieg beginne, ist der größte Ansturm quasi schon durch. Alles richtig gemacht.
Laufzeit für das Alpine Crossing selbst war unter fünf Stunden, aber mit dem Abstecher auf den Gipfel und Chillen war es ein perfekter ganzer Tag! Und trotz der Massen: es lohnt sich! Die Bilder werden dem Erlebnis nicht gerecht (z.B. kommen die extremen Farben der Seen überhaupt nicht rüber), aber es ist toll!
Nicht chronologisch, aber egal: Vor der Wanderung habe ich meinen Nordinsel-Kurzbesuch in Wellington begonnen, schließlich kommt da die Fähre an. Die Stadt ist nicht besonders spektakulär, hat aber ein außergewöhnlich gutes Nationalmuseum (Te Papa) und als Hauptstadt das Parlament, das hervorragende kostenlose Führungen anbietet. Für politisch interessierte wie mich prima. Das Parlament ist stolz darauf, sehr transparent zu arbeiten. Neuseeland ist eine von nur drei stabilen Demokratien, die keine Verfassung haben. Das machte im Lauf der Geschichte entscheidende Modifikationen einfacher. 1950 wurde das Zweikammernsystem nach angelsächsischen Vorbild durch nur noch eine Kammer (das Parlament) ersetzt. Und vor gut 20 Jahren wurde nach deutschem Vorbild das Verhältniswahlrecht (sogar mit Erst- und Zweitstimme) eingeführt. Neuseeland war das erste Land der Welt mit Frauenwahlrecht, ab 1892. Und ist letztes Jahr bekannter geworden, weil die Regierungschefin die erste war, die im Amt Mutter geworden ist.
Nun: erst die Bilder vom Crossing, dann ein paar Eindrücke von Wellington.
Ich habe mir neulich auch gedacht, das ich wahrscheinlich im Moment nie mit deinem Wandertempo mithalten könnte, weil du ja quasi die letzten paar Monate jeden Tag ‘trainiert’ hast. Wie immer – tolle Bilder! Like!